Wie die Seepferdchen entstanden…
In alten Zeiten lebten in der Gegend von Cavite zwei schöne Pferde, das waren die Lieblingstiere Amanikables, des Herrn der Meere.
Eines Tages weideten sie unweit des Meeresstrandes und genossen die Wärme der Morgensonne. Plötzlich hörten sie Hundegebell. Sie schauten sich um und erblickten in der Ferne mehrere Menschen, die ihnen entgegen liefen.
“Die Pferde scheuen. Folgen sie uns nach?” fragte einer von ihnen,
“Ich weiss es nicht. Sie nähern sich uns und sehen sehr verärgert aus.” “Was haben wir nur getan?” “Laufen wir fort!” sagte das eine Pferd. Sie fingen an zu laufen. Sie liefen und liefen… .
Die Hunde und die Menschen waren schon in ihre Nähe gekommen. “Sicher verfolgen sie uns”, sagte eines der Pferde. Das andere antwortete nicht und lief wortlos weiter.
Die Verfolgung dauerte lange, die Pferde waren schon sehr ermattet und auch sehr verstört. Sie liefen über Ebenen, sie liefen bergauf und dann hinab ins Tal. Aber die Menschen und Hunde verfolgten sie überall hin.
Schliesslich gelangten die Pferde an einen weiten sandigen Strand und plötzlich konnten sich nicht weiter. Vor ihnen war das blaue Meer, hinter ihnen die wütenden Menschen.
In seiner Angst hob eines der Pferde den Kopf und bat Amanikable: “Mächtiger Herr, hilf uns in unserer Not!”
Die Hunde und die Menschen kreisen schon ein.
“Herr, ich bitte dich, tu was! Diese Menschen beabsichtigen, uns zu töten!”
Amanikable hörte in seinem unter dem Meer gelegenen Palast den flehenden Ruf seiner Lieblingstiere. Er sah zum angelaufenen Fenster hinaus und sah die Jäger, sah, wie sie die Pferde einkreisten.
Im gleichen Augenblick schickte er den Wind, damit dieser grosse Wellen an den Strand wehte. Eine von ihnen schnellte am Gestade empor, packte beide Pferde und trug sie fort ins Meer.
Die Pferde trieben auf den Wellen, rangen nach Atem, sie ermatteten. Amanikable tat ihnen leid, deshalb verwandelte er sie in Seepferdchen. Und damit sie etwas hatten, wovon sie leben konnten, verwandelte er das am Strand wachsende Gras in Meeresalgen.
So entstanden die Seepferdchen in der See.
(Nacherzählt von Jozef Genzor, aus dem Slowakischen übersetzt von Dr. Anna Fialova, herausgegeben und gedruckt in der CSSR; deutsche Ausgabe: Verlag Werner Dausien, Hanau/Main, 1978).
In ancient times, there lived in the area of Cavite two beautiful horses, which were the favorite animals of Amanikable, the lord of the seas.
One day they were grazing not far from the seashore and enjoying the warmth of the morning sun. Suddenly they heard dogs barking. They looked around and saw several people running towards them in the distance.
“The horses are shy. Are they following us?” asked one of them.
“I don’t know. They’re approaching us and looking very upset.” “What have we done?” “Let’s run away!” said one horse. They started running. They ran and ran…
The dogs and people had already come near them. “Surely they are following us,” said one of the horses. The other didn’t answer and kept walking without saying a word.
The chase lasted a long time; the horses were already very tired and very disturbed. They ran across plains, they ran uphill and then down into the valley. But the people and dogs followed them everywhere.
Finally the horses reached a wide sandy beach and suddenly they couldn’t go any further. In front of them was the blue sea, behind them the angry people.
In his fear, one of the horses raised its head and begged Amanikable, “Mighty Lord, help us in our time of need!”
The dogs and people were already circling them.
“Lord, I beg you, do something! These people intend to kill us!”
Amanikable heard the pleading calls of his favorite animals in his palace under the sea. He looked out the broken window and saw the hunters, seeing them circling the horses.
At the same moment he sent the wind to blow large waves onto the beach. One of them shot up the shore, grabbed both horses and carried them away into the sea.
The horses floated on the waves, they gasped for breath, they became exhausted. Amanikable felt sorry for them, so he turned them into seahorses. And so that they would have something to live on, he turned the grass growing on the beach into seaweed.
This is how seahorses emerged in the sea.
(Retold by Jozef Genzor, translated from Slovak by Dr. Anna Fialova, published and printed in the CSSR; German edition: Verlag Werner Dausien, Hanau/Main, 1978)